Von der Missbrauchskrise zur Krise des Missbrauchs – Theologische und philosophische Deutungsversuche
Die Missbrauchskrise ist nicht nur eine Glaubwürdigkeitskrise, die die moralischen Ansprüche, die innere Verfassung, aber auch das „Management“ in der katholischen Kirche mit bohrenden Fragen überzogen hat. Es handelt sich auch um eine Krise, die tiefe Gräben zwischen verschiedenen Kräften in der katholischen Kirche ans Licht brachte.
Der Vortrag bemüht sich einerseits um eine theologische Auseinandersetzung mit der Missbrauchskrise, indem er Fragen des kirchlichen Selbstverständnisses, der Schulddiskussion und der Opferperspektive nachgeht. Andererseits will er auch, Schicht für Schicht, fragwürdige Elemente von Deutungsversuchen offenlegen, die sich inzwischen über die Krise gelegt haben: Solche Deutungsversuche reichen von der Suche nach Sündenböcken im Zeitgeist bis hin zur Veränderung der Kirche seit dem letzten Konzil, von der generellen Verdächtigung Homosexueller bis hin zur Kritik am Verständnis des Priesteramts.