Altötting – Kunst und Funktion im Kontext von Wallfahrt, Liturgie und Frömmigkeit
Altötting zählt zu den bedeutendsten Marienwallfahrtsorten Europas. Die Anfänge des frommen Ortes gehen zurück in die Zeit der karolingischen Herrscher. Nach den Marienwundern von 1489 schwollen die Pilgerströme so an, dass eine neue spätgotische Stifts- und Wallfahrtsbasilika errichtet werden musste. Die bayerischen Herzöge und späteren Kurfürsten bauten unter intensiver Mitwirkung der Jesuiten (Barockkirche St. Magdalena) in der Gegenreformation den frommen Bezirk systematisch zum barocken Wallfahrtsort aus, wobei sogar ein „Idealplatz“ mit einem spektakulären und monumentalen Zentralbau geplant wurde. Altötting entwickelte sich zum bayerischen „Nationalheiligtum“. Spektakulär entstand vor dem Ersten Weltkrieg die neobarocke Wallfahrtsbasilika St. Anna als größtes deutsches Kirchenbauprojekt des 20. Jahrhunderts. Das spannende Leitthema dieses Exkursionstages ist die Frage nach der Dynamik von „Kirchenkunst und Funktion“. Theologische (liturgische) Paradigmenwechsel veränderten auch in Altötting kontinuierlich die Sakralkunst vom Mittelalter bis heute. Altes verschwand oder wurde überformt und neu interpretiert. Die Beschreibung und Analyse dieses Wandels anhand der bedeutenden Monumente und Kunstwerke Altöttings ermöglicht ein tieferes Verständnis zum Thema „Kirche und Kunst“.
Referent/in
Dr. Stefan Schmitt